USINGEN – (red). Unter dem Kirchentagsmotto „Du siehst mich“ traten Bläserinnen und Bläser aus den Posaunenchören Merzhausen, Weilnau, Usingen und Arnoldshain beim diesjährigen evangelischen Kirchentag in Berlin auf. Posaunenchöre gehören schon immer zum Erscheinungsbild eines Kirchentages. Das denken auch die Posaunenchöre aus dem Usinger Land, die seit den 70er-Jahren an fast jedem Kirchentag teilgenommen haben. Fragt man die Bläser, was sie trotz mancher Strapazen motiviert, immer wieder zu Kirchentagen zu fahren, so bekommt man oft die Antwort, dass es die besondere Stimmung und die erlebte Gemeinschaft sind, die so einen Kirchentag ausmachen. Denn jeder Kirchentag ist gleichzeitig auch ein Bläsertreffen. Oft besuchen mehr als 5000 Bläser den Kirchentag. Die Bläser sehen sich dabei gerne als Großfamilie bei der Jung und Alt gemeinsam musizieren. Schließlich gibt es in Deutschland rund 120 000 Bläserinnen und Bläser, die in 7 000 Posaunenchören aktiv sind und im Dienst der Kirche stehen. Die evangelische Kirche ist stolz auf ihre Bläser und nennt sie auch oft ihre „Allwetterorgel“ da sie immer und überall spielen können, bei Wind und bei Regen, bei sengender Sonne und bei Nacht – und vor allem immer ohne Strom.
Beim diesjährigen Kirchentag in Berlin war es dann eher die Sonne, die den Bläsern zu schaffen machte, als man beim Platzkonzert am Brandenburger Tor, im Westpark am Gleisdreieck und auf der Internationalen Gartenausstellung im östlichen Stadtteil Marzahn auf dem 102 Meter hohen Kienberg auftrat. Ein Berg in Berlin? Das mag manchen verwundern, aber es gibt ihn tatsächlich und es gibt sogar eine Seilbahn, mit der die Bläser auf die Plattform am Wolkenhain befördert wurden. Dort durften die zahlreichen Zuschauer mit Reinhard Mays „Über den Wolken“ gedanklich dem Himmel etwas näher kommen und dabei die tolle Aussicht auf den Osten der Hauptstadt genießen. Aber auch vor dem Brandenburger Tor, wo gerade während des Kirchentags sich immer viele Menschen aufhielten, boten die Bläser dem Publikum ein ansprechendes Platzkonzert und ein lohnendes Fotomotiv.
Verstärkt wurden die Chöre aus dem Usinger Land bei ihren Einsätzen noch durch Bläser aus Eltville, Dachsenhausen und Dausenau. So brachten sie mit über 50 Blasinstrumenten wie Posaunen, Trompeten, Hörnern und Tuben die Stadt zum Klingen. Neben ihren musikalischen Auftritten fanden die Bläser noch genügend Zeit um sich die vielfältigen Veranstaltungen in der Stadt oder auf der Messe beim „Markt der Möglichkeiten“ anzuschauen. Herausragende Konzerte neben den Bläsermusiken waren das Konzert der Wise Guys oder auch das Konzert des Liedermachers Clemens Bittlinger, der zusammen mit Anselm Grün am Breitscheidplatz auftrat. Nähere Bekanntschaft konnten die Bläser sogar dann noch mit Anselm Grün machen, denn der Benediktinerpater wohnte im gleichen Hotel im Stadtteil Pankow.
Viel politische Prominenz konnte man ebenfalls auf dem Kirchentag erleben. Neben Angela Merkel und Barack Obama traten unter anderem auch Sigmar Gabriel, Katrin Göring-Eckardt und Wolfgang Schäuble bei verschiedenen Podiumsdiskussionen auf. Hier ging es oft es oft um die Themen Flucht und Vertreibung und die Gestaltung der Zukunft gerade im Rückblick auf 500 Jahre Reformation.
Jeder Kirchentag endet traditionell mit einem Abschlussgottesdienst. Dieses Mal fand der Gottesdienst wegen des Reformationsjubiläums in Wittenberg statt, was für die Organisatoren sicher eine Herausforderung war und für die Teilnehmer wegen der langen Wege eine Belastung werden sollte. Das dachten sich die Bläser und nach vier anstrengenden Tagen in Berlin verzichteten sie deshalb dieses Mal auf die Teilnahme am Abschlussgottesdienst in Wittenberg. In zwei Jahren wollen sie beim Kirchentag in Dortmund wieder dabei sein.